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Oliver Schneiß

Gitarrist und Gitarrenlehrer

Ibanez “Paul Stanley-Signature” Iceman PS 10 Ltd 

Baujahr: 1995 in Terada (Japan)

Bereits 1977 spielte Paul Stanley eine Ibanez Iceman Gitarre, die er nach seinen Vorstellungen bauen lies. Somit war das erste Paul Stanley-Signature Modell geboren:

In den folgenden Jahren spielte er auch jede Menge anderer Gitarren, wie Gibson, Hamer, B.C. Rich etc. bevor er Anfang der 90er Jahre seine Iceman wieder entsstaubte und mit auf Tour nahm. 1995 kam es dann zur erneuten Zusammenarbeit zwischen der japanischen Firma und dem “World greatest Rock ‘n Roller”! Und hier beginnt die Geschichte meiner PS10LTD:

Anfang 1995 stellte sich für mich die Frage, wie ich mein restliches Geld auf den Kopf hauen sollte! ;-)) Entweder eine Gibson Doppelhalsgitarre (wie sie Jimmy Page von Led Zeppelin live bei “Stairway to heaven” spielte) oder die oben abgebildete Ibanez. Als ich hörte, dass die Iceman auf ganz wenige Modelle limitiert sein würde (100 Stück weltweit und nur 30 x in Deutschland) und ich den Kauf also nicht auf später verschieben konnte, war meine Entscheidung schnell getroffen!

Hier übrigens die damalige Werbeanzeige:

Und dann noch ein Foto, als die Gitarre zur KISS-Reunion 1996 noch mal beworben wurde:

Die Lieferung ließ einige Wochen auf sich warten, aber als ich das Prachtstück (sie ist nämlich wirklich eine echte Schönheit!!!) dann endlich in Händen hielt, war das schon ein spezielles Gefühl! Mit dieser Gitarre bestritt Paul Stanley also seine Konzerte …!!!

Hier seht ihr noch die “Cracked Mirror”-Variante. Eigentlich hat er all seine Gitarren auch auf diese Weise bauen lassen. Wenn ihr auf das Foto klickt, gelangt ihr auf eine amerikanische Seite, wo beschrieben wird, wie der Prototyp in den Siebzigern hergestellt wurde. Das ist echt sehr interessant!

Die folgenden beiden Varianten gab es später auch noch. Das Modell mit der amerikanischen Flagge habe ich Paul Stanley allerdings nie spielen sehen:

Im Koffer fand ich dann auch ein von ihm signiertes Echtheitszertifikat, das ihr euch bei einem Klick noch genauer ansehen könnt:

Der damaligeVerkaufspreis belief sich auf ca. 3900,-DM. Aufgrund der Seltenheit erreichte dieses Modell fast 10 Jahre später unter Sammlern einen Wert von ca. 1900,-€ bis 2500,- € je nach Zustand.
Für den schmaleren Geldbeutel ließ Ibanez die Iceman in drei weiteren Versionen bauen. Ein Mittelklasse-Modell, sowie zwei “Low  Budget-Versionen” mit verschraubtem Hals..

Das Konstruktionsprinzip der PS10 LTD ähnelt dem einer Les Paul: Mahagoni-Body, eine gewölbte Ahorndecke, jedoch kein angeleimter, sondern ein durchgehender Hals.
Die Rückseite ist Strat-mäßig, rippenschonend geformt, die Kanten wurden leicht abgerundet. Die sehr aufwendig gefertigten Einfassungen der Decke und der Griffbrettkanten bestehen aus cremefarbenem  Kunststoff (ich kann mir nicht vorstellen, dass 1995 noch Elfenbein verwendet wurde…), vier dünnen, schwarzen Streifen und wunderschönen, bunt schillernden Abalone-lnlays. Angesichts der eigenwilligen  Korpusform darf man hier von erhöhtem Schwierigkeitsgrad in Sachen Einlegearbeit sprechen.
Die komplette Elektrik ist direkt auf der Ahorndecke montiert. Die rückseitigen Ausfräsungen für die Regler und den PU-Schalter, im Innern mit elektrisch leitendem Graphitlack überzogen, sind durch eingelassene Kunststoffplatten bedeckt, die man mit Alufolie beklebt hat. Somit hat Ibanez hier für zusätzliche Abschirmung gegen div. Einstreuungen gesorgt.
Für die Gurtbefestigung wurden Knöpfe mit Standardmaßen verwendet. Den einen findet man in der kleinen Zargenrundung an der unteren Korpusspitze, den anderen auf der Rückseite am Halsansatz. Natürlich verwende ich auch bei dieser Gitarre Security Locks, als ein verriegelbares Gurtsystem, damit sich die Gurtbefestigungen nicht aus dem Grut mogeln können und die Gitarre auf den Boden fällt.
Als Steg und Saitenhalterung verwendet Ibanez seine hauseigene Variante der Tune-o-matic-Bridge mit Stoptailpiece, die s.g. “Gibraltar Bridge”.
Das Fundament des Stegs, ein breites massives Metallstück, das die höhenjustierbaren Haltebolzen aufnimmt, hat man in die Korpusdecke eingelassen. Diese Konstruktion mag vielleicht ein wenig klobig wirken, bietet jedem einzelnen Reiter jedoch den Vorteil eines immerhin 13 mm langen Justierbereichs. Die Einstellschrauben sind durch Kontermuttern gesichert, so dass hier nichts rappelt und auch während des Saitenwechselns nichts herausfallen kann. Beim Stoptail werden die Saiten einfach von oben eingehängt. Das Saitenwechseln kann dadurch deutlich schneller vollzogen werden.
Das blattförmige Gebilde unterhalb der Saitenhalterung ist auf die Decke geschraubt, und besteht, wie auch die Schlagplatte und die Abdeckung der Halsjustierung aus spiegelndem Kunststoff letztere mit eingraviertem Paul-Stanley-Autogramm.

Der kräftige Hals besitzt ein sattes rundes D-Profil. Der Übergang ist ergonomisch geshaped, so dass sich die obersten Lagen trotz der ab dem 11 Bund deutlich zunehmenden Halsdicke problemlos erreichen lassen. Das eingefasste Ebenholzgriffbrett bietet perfekt eingearbeiteten 22 Jumbo-Bünden Platz.
Die rechteckigen Inlays aus Perlmutt und bunt schillerndem Abalone erleichtern nicht nur die Orientierung, sondern bieten auch richtig was fürs Auge.
Der Sattel besteht aus zwei Komponenten, dessen hinterer Teil aus Knochen, der vordere aus Messing besteht.
Am Übergang vom Hals zur nach hinten geneigten Kopfplatte hat man reichlich Material stehen lassen, so dass diese bruchgefährdete Stelle ausreichend verstärkt ist.
Der Kopf ist, wie das Griffbrett, eingefasst und mit sechs  gekapselten Ibanez- Mechaniken bestückt, deren Gängigkeit eingestellt werden kann. Ist aber eigentlich nicht nötig, weil sie bestens arbeiten!

Die beiden Ibanez Humbucker, ein V-8 in der Steg- und ein V-7 in der Halsposition, sind in ihren Kunststoffrahmen höhenjustierbar gelagert. Um eventuell auftretende Mikrofone, die hin und wieder nicht nur durch PU-Kappen, sondern auch durch zu locker gewickelte Spulendrähte ver­ursacht wird von vorneherein ausgeschlossen, hat man alle Spulen in einem Wachsbad fixiert.
Neben dem Dreiwegschalter zur PU Anwahl, steht jedem Humbucker ein Volume-, beiden gemeinsam ein Ton-Regler zur Seite.
Die hochwertigen Potis laufen gleichmäßig und sind mit gerändelten Gummiringen versehen, so dass sie sich auch mit verschwitzten Fingern sehr gut bedienen lassen. Das sind übrigens solche Kleinigkeiten, an denen man merkt, dass hier jemand mit viel Live-Erfahrung mitgearbeitet hat!

Die Ibanez PS10LTD ist trotz ihres schweren Eigengewichtes sehr gut ausbalanciert und lässt sich sowohl im Sitzen als auch im Stehen völlig relaxt spielen.

Natürlich brät die Gitarre richtig rockig, wenn man sie an einen entsprechenden Verstärker anschließt. Das ganze kommt zwar fett und druckvoll, jedoch niemals vermatscht rüber.
Aber auch clean gespielt offenbart vor allem der Hals-Pick-Up große Stärken. Ein angenehm warmer Sound, mit schöner Präsenz lässt sowohl Pickings als auch Strummings sauber erklingen!

Die Gitarre sieht also nicht nur super aus, sondern klingt auch spitzenmäßig! Sie ist die mit Abstand beste KISS-Signature-Gitarre in meiner Sammlung!

Jetzt möchte ich noch auf eine Interneteite verweisen, die sehr interessant ist und bei der ich mich teilweise informiert habe, was die Konstruktion der Gitarre angeht, denn verschiedene Materialien waren mir nicht bekannt.

http://vintageibanez.tripod.com/psmodels.html